Du willst ein Schachturnier organisieren und möchtest wissen, welche Formate es dafür gibt? In diesem Artikel werden dir die drei möglichen Turnierformate im Schach erklärt.
Rundenturnier (Round Robin):
Jeder Teilnehmer spielt gegen jeden anderen genau einmal. Dieses Format wird oft bei Veranstaltungen mit wenigen Teilnehmern verwendet, z.B. bei Einladungsturnieren mit einer festgelegten Anzahl von Großmeistern wie in Wijk aan Zee. Teilweise wurden auch frühere Weltmeisterschaften im Rundensystem absolviert.
Vorteil | Nachteil |
Fair, da keiner behaupten kann, schwerere Gegner erwischt zu haben | bei vielen Teilnehmern sehr zeitintensiv |
Jeder Spieler hat gleich viele Partien |
Führt man ein Rundenturnier als Blitz- oder Schnellschachturnier an einem einzelnen Abend aus, so gibt es eine spezielle Platzanordnung, die garantiert, dass Jeder gegen Jeden spielt. Dieses System nennt sich Rutschsystem. Es gibt zwei Varianten davon, je nachdem, ob die Teilnehmerzahl gerade oder ungerade ist. Hier eine Erläuterung des Rutschsystems.
Bei einer Ausführung an mehreren Tagen bzw. ohne „Rutschmöglichkeit“ setzt man entweder eine Paarungssoftware ein oder ermittelt die Partien von Hand. In dieser Playlist ist die Ermittlung der Paarungen für eine Zahl von 3, 4, 5, 6, 7 bzw. 10 Teilnehmern erläutert.
Eine Variante des Round Robin ist ein Double Round Robin. Hier spielt jeder Teilnehmer zwei Mal gegen den anderen: Einmal mit Schwarz, einmal mit Weiß. Ein Beispiel bildet das FIDE-Kandidatenturnier.
Schweizer System:
Die Teilnehmer werden nach ihren bisherigen Ergebnissen im Turnier zugelost. Der Turnierführende spielt gegen den bestplatzierten Spieler, gegen den er noch nicht gespielt hat, der Führende unter den verbleibenden Spielern spielt gegen den bestplatzierten Spieler, gegen den er noch nicht gespielt hat usw.
In der ersten Runde erhält der beste Spieler den besten Spieler der unteren Hälfte als Gegner (d.h. bei 100 Spielern spielt Listenplatz 1 gegen Listenplatz 50, 2 gegen 51 usw.). Eine Variante davon bildet das sog. beschleunigte Schweizer System, bei der die besten Spieler durch eine Viertelung statt Halbierung des Feldes bereits in den ersten Runden gegeneinander spielen.
Das Schweizer System wird häufig in großen Turnieren mit hohen Teilnehmerzahlen angewendet, wo es nicht möglich ist, dass jeder gegen jeden spielt. Ohne Turniersoftware ist es kaum möglich, die Paarungen richtig zu ermitteln.
Die meisten offen ausgeschriebenen Turniere („Open„) finden im Schweizer System statt. Ein Beispiel bildet das FIDE Grand Swiss.
Vorteil | Nachteil |
ermöglicht ein Turnier mit einer großen Anzahl an Spielern | am Ende entscheidet oft nicht das direkte Duell um den Sieg, sondern indirekte Duelle und Feinwertungen |
Jeder Spieler hat gleich viele Partien | befördern Remisabsprachen zum Erhalt der Platzierung |
K.O.-System (Knockout) / Doppel-K.O.-System
Beim K.O.-System treten die Teilnehmer in direkten Ausscheidungsrunden gegeneinander an. Der Verlierer scheidet aus, bis nur noch ein Spieler übrig ist.
Vorteil | Nachteil |
leichte Verständlichkeit | früh ausscheidende Spieler haben weniger Partien |
Zuspitzung auf das Finale | Losglück / Lospech spielt eine größere Rolle |
Ein Beispiel für ein K.O.-Turnier bildet der FIDE World Cup. Auch einige frühere Weltmeisterschaften wurden teilweise im K.O.-System ausgetragen.
Damit Spieler nicht bereits nach einer verlorenen Partie ausscheiden, gibt es zwei Möglichkeiten:
- Vorschaltung einer Gruppenphase (z.B. Vierergruppen, in denen Jeder gegen Jeden spielt; die ersten beiden kommen in die K.O.-Phase).
- Anwendung des Doppel-K.O.-Systems. Bei diesem System besteht der Spielplan aus zwei Hälften. In der oberen Hälfte (Winners Bracket) treffen die Teilnehmer aufeinander, die noch keine Niederlage haben. In der unteren Hälfte (Losers Bracket oder Fighters Bracket) treffen die Teilnehmer aufeinander, die schon einmal verloren haben. Vom Doppel-K.O.–System rate ich aus zwei Gründen ab: 1) Das System ist kompliziert zu erklären; den Teilnehmern ist es zum Teil nicht transparent, warum sie nun gerade diesen oder jeden Gegner bekommen haben. 2) Der beste Spieler der Verliererrunde hat am Ende eine geballte Anzahl von Partien, während der beste Spieler der Gewinnerrunde vor dem Finale lange warten muss.
Fazit:
Für die Wahl eines Turnierformats kann man sich zwischen drei grundsätzlichen Modellen entscheiden, die ihrerseits wieder Untervarianten haben. Ausschlaggebende Entscheidungsfaktoren sind die Teilnehmerzahl, die Anzahl der gewünschten Runden und die gewünschte Form der Ausgestaltung & Darstellung.
Weiterführende Informationen:
- YouTube-Video: Warum Turniere im Schweizer System die besten Turniere sind: Why Swiss-Style Tournaments are the BEST tournaments!
- Schweizer System – Wikipedia